Säure-Basen-Haushalt

STÖRUNG DES SÄURE-BASEN-HAUSHALTES

Chronisch latente Azidose (CLA)

 

 

Nach Erstellung einer Haar- oder Vollblutanalyse hat jeder die Möglichkeit, sie mit mir persönlich zu besprechen bzw. mir dazu Fragen zu stellen. Bei einer solchen Besprechung vor einigen Tagen fragte mein Patient:

„Warum verschreiben Sie mir Magnesium und Calcium, obwohl in meinem Befund beide Werte erhöht sind?“

Auf seinem Anamnesebogen hatte er angegeben, dass er rasch ermüde, oft an Gelenkbeschwerden ohne wesentliche Belastung, Ziehen in den Muskeln, Kopfschmerzen, Konzentrations- und Antriebsschwäche und Appetitlosigkeit leide.

Der Patient hatte bereits mehrfache Untersuchungen von diversen Fachkollegen hinter sich, eine eindeutige Diagnose wurde aber nicht festgestellt. So ein Krankheitsverlauf, der solcher Art unspezifische Beschwerden beinhaltet, lässt mich oft an eine Übersäuerung des Körpers denken. In einem Gespräch erfahre ich dann mehr über den Säure-Basenhaushalt bzw. Stoffwechsel.

Ohne zu detailreiche, fachspezifische Erklärungen aufzulisten, versuche ich in kurzen verständlichen Sätzen die Problematik einer Übersäuerung (Azidose) des Körpers zu erklären. Dazu muss man wissen, dass alle drei Hauptnahrungsmittel – Fette, Kohlehydrate und Eiweiß – über Säuren verstoffwechselt werden. Fette zu Fettsäuren, Kohlehydrate zu Zucker, Eiweiß zu Aminosäuren.

Aber ebenso wichtig ist zu wissen, dass diese Stoffwechselprodukte durch sogenannte Basenpuffer auf natürlichen Weg ausgeglichen werden. Meist entsteht eine Übersäuerung durch langdauernde überreiche Ernährung von säurebildenden Nahrungsmittel. Zucker, Alkohol, zu fette Speisen, Kaffee, Nikotin kombiniert mit zu wenig Bewegung.

Eine besondere Form der Übersäuerung ist die metabolische Azidose, also eine stoffwechselbedingte Übersäuerung, die zu ernsthaften Beeinträchtigungen des Wohlbefindens führen kann.

Im Befund einer Haaranalyse zeigt sich das entsprechende Bild in einem zu hohen Calcium- und Magnesiumwert. Vorher muss man abklären, ob dies nicht auf eine zu hohe Einnahme zurückzuführen ist. Ist dies nicht der Fall, so kann der Abbau – also die Pufferung der Säuren mittels Basen – nicht mehr optimal funktionieren. Dies ist ein Hinweis auf eine metabolischen Azidose.

Der Patient fragte mich zu Recht, warum ich trotz zu hohem Calcium und Magnesium im Befund eine Calcium- und Magnesiumeinnahme empfehle.

Der Grund liegt in einer besonderen chemischen Verbindung dieser Vitalstoffe, nämlich der Karbonate. Calcium- und Magnesiumkarbonat sind basische Verbindungen, die die Azidose verringern können. Wird die Azidose verringert, verringern sich auch die erhöhten Werte beider Mengenelemente im Haarbefund. Dazu benötigt man ein wenig Geduld, aber mit der Senkung der Azidose verringern sich auch die oben angegebenen Beschwerden.

Mit zunehmendem Alter werden diese Puffersystem immer mehr belastet und wenn zusätzlich noch die Nierenfunktion durch Alter oder Krankheit nachlässt, steigt der Säurespiegel im Körper konstant an und es besteht ein größeres Risiko für eine CLA. Die bekannten Protonenpumpenhemmer gegen Sodbrennen haben damit nichts zu tun. Im Gegenteil, sie erschweren sogar die im Magen beginnende, natürliche Verdauung bei zu niederem Säuregehalt.

Beachten Sie, dass sich Magnesium und Calcium nur in Chelatform bei der Resorption nicht behindern und Sie diese gleichzeitig einnehmen können.

 Schauen Sie auf sich und Ihre Gesundheit!

Ihr Dr. Gruber