Teil 2
“Nahrungsergänzungen sind sinnlos!”
Wer sagt denn sowas? Ziemlich gewagt und schlicht unwahr!
Wie ernähren sich nun Herr und Frau Österreicher tatsächlich tagein, tagaus? Und wie wissen sie, was sie essen müssen, um diese individuelle Tagesbedarfsmenge (siehe Teil 1) tatsächlich mit der täglichen Nahrung aufzunehmen?
Es ist leider so: Niemand auf dieser Welt weiß es genau, bezogen auf den täglichen Nahrungsmix. Die Einflussfaktoren sind mannigfaltig – Art des Lebensmittels, Herkunft, Lagerzeit, Reifung, Zubereitung – Gesundheit, Krankheit, Tätigkeit, Alter, Verbrauch, Resorption, Lebensraum des Menschen.
Warum weiß das niemand?
Das ist leicht zu erklären: Stichwort Globalität. Schauen wir uns doch einmal um, welche Restaurants es z.B. in Wien gibt und wie deren Speisekarten aussehen. Klassisch österreichische Küche, chinesische, vegane, koreanische, mexikanische, italienische, amerikanische, vegetarische, türkische, molekularbiologische, indische, griechische Küche, … nur um einige zu nennen. Abgesehen von der Qualität, der Konzentration der Nährstoffe (Inhalt) und Herkunft der Lebensmittel, hat uns längst die Menüabfolge der modernen, globalen Küche überrollt und bringt unser Wissen betreffend der Inhaltsstoffe in unserer Ernährung ganz schön ins Wanken.
Ob Herr und Frau Österreicher darauf achtet, ob unser tägliches Menü den Tagesbedarf schon eines einzigen, die Funktion des Stoffwechsels aufrechterhaltenden Vitalstoffes deckt? Z.B. Kalium, Calcium, Zink, Selen, Magnesium, Eisen, Mangan, Kupfer etc.
Ich glaube schon, aber an dieser Stelle fällt mir der Spruch ein „Der Wille steht fürs Werk“. Denn nicht einmal Köchin oder Koch wissen, aus welcher Ecke der Welt Mehl, Zucker, Fleisch (Ausnahme Biofleisch aus Österreich), Fisch, Gemüse, Reis etc. kommen. Da sind bei den Inhaltsstoffen oft erhebliche Unterschiede. Denn laut EU-Verordnung muss bei Einfuhr nach Österreich nur das Letztland, in dem die Ware war, genannt werden.
Ob das alles gesund ist, lässt mich auch ein wenig zweifeln. Wenn Chili con Carne so scharf ist, dass man krebsrot wird (bei übermäßigem Verzehr: Schleimhautreizungen in Mund, Magen, Darm, Kreislaufversagen, Erbrechen, Durchfall, Bluthochdruck), schon nach dem ersten Bissen nach Luft schnappt, oder Gewürze nicht unwesentliche Anteile von Aluminium, Blei, Quecksilber oder Arsen enthalten, was ich bei meinen Untersuchungen oft gemessen habe.
Hat ein Asiate einen anderen Zinkbedarf als ein Grönländer? Ein Mitteleuropäer resorbiert Magnesium vielleicht schlechter als ein Mexikaner? In der aktuellen Ernährungspyramide, die uns als Vorbild vor Augen geführt wird, kann man nirgend Derartiges finden.
Aber wir wissen ebenso wenig, ob in einem Kebab, in einer spanischen Paella, einem Schweinsbraten mit Knödel, einer Pasta mit Ragout vielleicht 3 mg oder 10 mg Magnesium, genügend Eisen, 5 mcg Selen, 10 mg Zink oder sonst ein lebenserhaltendes Spurenelement enthalten ist. Geschweige denn hat der koreanische Chef de Cuisine oder die Pizzaköchin kein Wissen, wieviel Mineralstoffe, Spurenelemente oder toxische Substanzen importiertes Essen enthalten. In den Menükarten sind nur die Allergene in den Speisen angegeben. Denken wir doch einmal darüber nach, warum Allergien so rasant ansteigen. Globalität?
Diesen abgedroschenen Satz „ernähren Sie sich ausgewogen und gesund“ hört und liest man immer wieder und sogar Sportärzte und Journalisten werden nicht müde, zu erwähnen, Nahrungsergänzungen braucht man nicht, mit dem typischen Fingerzeig auf rot, grün, gelb. Eine TV-Moderatorin präsentierte einen Korb mit Tomaten, Paprika und Brokkoli mit den Worten: „So viel Gesundheit!“ Meint sie damit die Farben oder weiß sie den Vitalstoffgehalt? Ist sie Hellseherin?
Ja, werte Leser, ich spreche immer noch von dem Schätz- bzw. Richtwert von Vitalstoffen in unserer Nahrung.
Sich ausreichend im Alltag mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen, stellt eine Herausforderung dar. Nach dem Prinzip „wird schon gut gehen“ zu essen, ist jedoch suboptimal. Will man seinen Körper gezielt unterstützen, sollte man vorher genau seine individuelle Versorgungssituation kennen. Hier steht die Messmethoden der Haaranalyse zur Verfügung.
Von den verschiedenen Diätformen, die die Nahrungspyramide mit Missachtung strafen, wie Eiweiß-, Paleo-, ketogene-, Low Karb-, Glyx-, Stoffwechsel-, HCG-, Blutgruppen-, Insulin Trennkost- oder Detox Diät, Intervall-Fasten, geschweige denn von Millionen Kranken, Rauchenden, Alkohol, Medikamente und Drogen Konsumierenden möchte ich an dieser Stelle nicht berichten. Viele Diäten erfüllen nicht die Anforderungen und bergen nicht nur die Gefahr einer Nährstoffunterversorgung, sondern begünstigen auch den gefürchteten Jo Jo-Effekt. Kurz gesagt, bei geschätzten 90% aller ÖsterreicherInnen ist die Empfehlung der so gepriesenen Nahrungspyramide ein Schuss ins Leere.
Dazu zählen auch jene meiner Freunde, Bekannten, Sporttreibenden und liebe Patienten, die mir mit treuem Augenaufschlag bestätigen, zu wissen, sich nicht gesund zu ernähren und die nächste von 20 Zigaretten pro Tag anzünden. Erst kürzlich hat ein Patient im Anmeldebogen für eine Vitalstoffmessung (Haaranalyse), um mir einen kurzen Überblick über seine Lebensweise für eine Therapieempfehlung zu geben, die Frage nach dem Alkoholgenuss mit Litern angegeben.
Es geht nicht jeder ins Wirtshaus oder Restaurant essen!
Natürlich nicht. Also, dachte ich mir, ich untersuche einmal den Gehalt von Nährstoffen in Lebensmitteln des täglichen Gebrauchs. Einmal aus dem Supermarkt, einmal beim Greißler um’s Eck gekauft.
Über die Ergebnisse berichte ich im nächsten Teil. Also bleiben Sie dran!
Prosit Neujahr! Ihr Dr. Gruber